Mehr Biodiversität für Außenanlagen am Standort Kitzingen
Artenvielfalt und neue Mitbewohner am AELF Kitzingen-Würzburg

Auf dem Außengelände des AELF Kitzingen-Würzburg, Standort Kitzingen, zählen ökologische Gesichtspunkte mehr als vermeintliche Schönheit und dabei verzichten wir vor Ort nicht auf Pflege. Aber im Vordergrund steht nicht die Optik, sondern die gezielte Förderung neuer Lebensräume für Flora und Fauna. Im Frühsommer summen zum Beispiel Wildbienen auf den sandigen Flächen, auf denen Bodendecker (Cotoneaster bzw. Zwergmispel) wachsen.

Die neue Außenanlage soll vielen Menschen – Landwirten, Privatleuten, Unternehmern – Anregungen geben und ein anschauliches Vorbild darstellen, wie man auf dem eigenen Grund und Boden die Artenvielfalt fördert.

Aktuelles Projekt

Um das Außengelände des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen attraktiver für Insekten zu machen, wandeln wir die Grünflächen zu dauerhaften Blühflächen um. Man kann nicht immer nur von Artenschutz reden, man muss auch selber etwas dafür tun, meinen wir. Wir halten Sie auf dem Laufenden:

Februar 2024

Klimabäume am Standort Kitzingen

Wir verfügen am AELF Kitzingen-Würzburg am Standort Kitzingen über einen Altbaumbestand. Den Parkplatz flankieren Baumhaseln (Corylus colurna). Diese Baumart gilt als Zukunftsbaum, auch im Forst. Ihre borkige Rinde zeigt: Ich kann Hitze gut aushalten. Mit der Kombination aus Hitze und Trockenheit ist es nicht ganz so gut bestellt. Aber die Bäume sind zum Großteil vital und wachsen. Verloren haben wird aber in den letzten Jahren eine große Kiefer sowie einen Bergahorn.
Daher wurden auf der Wiese zum Sozialraum auch im Hinblick auf mehr Schatten zwei weitere Klimabäume gepflanzt:
Die Blumen-Esche (Fraxinus ornus) bildet eine kompakte Krone. Sie blüht im Mai in weißen Rispen und die Laubfärbung ist violett. Ursprünglich stammt die Eschenart aus dem östlichen Mittelmeerraum und sollte sich auch in Kitzingen wohl fühlen.
Außerdem bereichert ein Säulen-Maulbeerbaum jetzt den Standort. Morus alba 'Fastigiata' setzt etwas weniger Früchte an als die reine Art, aber schmecken werden sie uns auch – oder auch den Vögeln, die die saftigen Beeren lieben. In Kitzingen und Umgebung stehen noch relativ viele dieser Maulbeerbäume, die als Futterpflanze der Seidenraupe früher von Bedeutung waren.
Gepflanzt im November 2023 haben beide Bäume gute Anwachsbedingungen. Ab Frühjahr 2024 werden sie wöchentlich mit 50 Litern je Baum gegossen. Dafür nutzen wir Wassersäcke, die sich einfach befüllen lassen und das Wasser binnen 12 Stunden in den Wurzelbereich versickern.

Biodiversität auf den blühenden Flächen in Kitzingen 2022

Im Spätsommer zeigen sich am Amt in Kitzingen die biodiversen Blühflächen von ihrer schönsten Seite. Der Sommer war extrem heiß und sehr trocken, nun können einzelne Arten nochmal mit neuen Blüten nachlegen. Die auf dem Außengelände wachsende Vegetation besteht aus trockenheitstoleranten Pflanzen, die auch mit Hitze gut umgehen können. Blühpflanzen wie der Natternkopf, Wilde Möhre, Mauerpfeffer aber auch Buschklee bieten im Spätsommer noch Nahrung. Sie laden Bienen, Falter und andere Insekten zu einem reichlich gedeckten Tisch an Pollen und Nektar ein. Die in den vorigen Jahren angelegten Strukturelemente aus Trockensteinmauer, Insektenhotel, Totholz und vielen kleinen Nisthilfen bieten Lebensräume für viele Insekten, Vögel, Amphibien und kleine Säugetiere. Um die Artenvielfalt auf den Flächen zu erhalten, wurde ein spezielles Pflegekonzept erstellt. Es sieht vor, die extensiven Flächen einmal im Spätsommer zu mähen und Altgrasstreifen als Ausweichmöglichkeit für Wildtiere stehen zu lassen.
Dieses Jahr wurden die Wiesen und Beete auf den biodiversen Flächen des Amts Ende August 2022 gemäht und ein Altgrasstreifen stehen gelassen, der bis ins Frühjahr 2023 den Tieren Unterschlupf bieten wird. Zwischen April und Mai 2023, zum Beginn der Vegetationsphase, wird diese Fläche gemäht. Der Standort des Altgrasstreifens wechselt jedes Jahr und bietet vor allem im Winter einen wertvollen Lebensraum für viele Tierarten. Zusätzlich kommen die Pflanzen im Altgrasstreifen zum Ausreifen ihre Samenstände, die wiederum von vielen Vögeln und Säugetieren gefressen werden. Somit sät sich auf natürlichem Wege für das kommende Jahr die nächste Generation aus.
Die Ochsenzunge fühlt sich am Trockenstandort Kitzingen wohl

Ochsenzunge

Die späte Mahd fördert die Biodiversität auf den Außenanlagen

Späte Mahd fördert Biodiversität

Altgrasstreifen hinter der Amtsverwaltung, Anfang September 2022

Altgrasstreifen im September

Juni 2021: Neues Sandbeet bereichert die Nachhaltigkeit am Standort Kitzingen

Sandbeet mit blühendem Klatschmohn

Der Klatschmohn taucht das Beet in üppiges Rot

Die Ansaat im Sandbeet aus dem vorigen Oktober zeigt sich schon im ersten Standjahr blühfreudig. Klatschmohn (Papaver rhoeas) setzt als sogenannte Pionierpflanze erste Akzente und taucht das Beet in üppiges Rot. Darüber hinaus bereichern Acker-Rittersporn (Consolida regalis), Färberkamille (Anthemis tinctoria), und zahlreiche andere Arten das Bild.
Neben der Ansaat wurden im Herbst trockenheitsverträgliche Stauden gepflanzt – so setzen Schwertlilie (Iris germanica) oder Natternkopf (Echium vulgare) weitere Akzente und bieten Insekten eine Nahrungsgrundlage.
Die bestehende Pflanzenvielfalt wird dabei in ihrer Zusammensetzung in den nächsten Jahren keineswegs starr bleiben. Ein grundlegender Aspekt der Biodiversität ist die hohe Dynamik – einige Pflanzen werden nicht mehr so zahlreich erscheinen oder gänzlich verschwinden, andere Pflanzen setzen sich hingegen durch und etablieren sich auf Dauer.
Bild einer verblühten Schwertlilie

Schwertlilie

Bild einer Bartblume

Bartblume

Bild von den tiefroten Hagebutten einer Hechtrose

Hechtrose

Neben der Ansaat und der Staudenpflanzung wurden heimische Rosen und andere insektenfreundliche Sträucher wie die blau blühende Bartblume (Caryopteris clandonensis) gepflanzt. Besonders bei den Rosen ist ein Augenmerk auf ungefüllte Blüten zu legen. Nur so kommen Biene, Hummel und Co. an Nektar und Pollen. Auch hier konnten sich die Pflanzen gut etablieren. Das für Kitzinger Verhältnisse relativ feuchte Frühjahr war ein Glücksfall für die Neuanlage. Die Pflanzenauswahl ist sehr trockenverträglich, die ersten beiden Jahre der Anwachsphase wird aber nach Bedarf gegossen. Diese kleine "Wasserinvestition" führt schließlich zu einer etablierten, pflegearmen Blühfläche, die in Zukunft auch ohne Bewässerung auskommt.

Weitere Ansprechpartner zur Artenvielfalt

  • für Bürger: Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim
  • für Bürger: Örtliche Gartenbauvereine und Gartenbaubetriebe – letztere vor allem bei der Umsetzung
  • für Kommunen: Grünordner der Abteilungen Gartenbau der ÄELF und das Institut Stadtgrün und Landschaftsbau der LWG
  • für Landwirte: ÄELF