Würzburger Wälder nach Trockenheit und Hitze
Unser Wald unter Druck
Situation und Konsequenzen nach den Trockenjahren 2018 bis 2020 und 2022
Der Wald im Landkreis Würzburg hat unter der Trockenheit und Hitze der vergangenen Sommer von 2018 bis 2020, sowie jetzt aktuell in 2022, stark gelitten. In vielen Waldbeständen finden sich in ungewöhnlichem Ausmaß absterbende und bereits abgestorbene Bäume.
Betroffen sind im ganzen Landkreis Kiefern und Fichten. Die Fichten sind wegen des Befalls durch den Borkenkäfer abgestorben, zum Teil aber auch aus Wassermangel vertrocknet. Die Kiefern sind auch durch Trocken- und Hitzeschädigung abgestorben, denn vor allem die Waldkiefer als nordische Baumart, verträgt hohe Sommertemperaturen um 40 Grad Celcius nicht. Zusätzlich können Insekten und Pilze, wie der Diplodiapilz, die Waldkiefer, aber auch die hitzeertragendere Schwarzkiefer bis zum Absterben schwächen. Mit Schwerpunkt im westlichen Bereich des Landkreises lassen sich außerdem bis 2018 nicht gekannte - zum Teil erhebliche - Trockenschäden bei ausgewachsenen Buchen beobachten. Bei weiteren Baumarten wie Birken, Eschen oder Kirschen sind örtlich auch Trockenschäden in den Baumkronen bis zum vollständigen Absterben zu sehen.
Die Hitze- und Trockenjahre 2003, 2015, und die Phase von 2018 bis 2020, und nun das Jahr 2022, sind Extremereignisse des Klimawandels. Insbesondere ab 2019 wurden dabei Schäden sichtbar, wie sie Waldbesitzer und Förster mit ihrem bisherigen Erfahrungswissen in der Region noch nicht gesehen haben.
Klimatische Situation
Niederschlagsvergleich
Die Sommer 2018, 2019 und 2020 waren mit einer positiven Abweichung bis über 3° zum langjährigen Mittel unter den fünf wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 in Bayern. Aufgrund geringer Niederschläge waren alle drei Sommer (Mai bis September) gleichzeitig unter den 17 trockensten in diesen 120 Jahren Wetteraufzeichnung.
Wenn wir statt den Sommermonaten den Zeitraum April bis November betrachten, wurde im Jahr 2018 sogar die geringste Niederschlagssumme sowie die höchste mittlere Lufttemperatur seit Beginn flächenhafter Aufzeichnungen im Jahr 1881 gemessen.
Im Verlauf des Jahres 2020 fehlte es während der Vegetationszeit deutlich an Feuchtigkeitsnachschub, der in den Sommermonaten für das Baumwachstum nötig ist.
Der Sommer 2022 war gekennzeichnet durch fehlende Niederschläge - im Mai (- 49 %), im Juni (- 70 %), im Juli (- 77 %) und im August (- 43 %) - an der Waldklimastation (WKS) gemessen. Gleichzeitig waren die Tagestemperaturen durchweg deutlich höher als das langjährige Mittel.
Auswirkung auf die Bäume
Trockenschäden Blattfall
Die Auswirkungen des Trockensommers 2022 sieht man bereits jetzt an Waldrändern, sowie in der Naturverjüngung im Wald und an Heckenstreifen; weitere Schäden an der Vegetation im Wald werden beim Austrieb 2023 sichtbar werden.
Trockenbuchenkrone
Beobachtet wurden und werden zu der Trockenheit an allen Baumarten weitere Schädlinge und Krankheiten, zum Beispiel:
- An der Eiche der Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner, Eichensplintkäfer, Eichenprachtkäfer. Die aktuelle Witterung (warm, feucht) führt zu verstärkten Eichenmehltau, der vor allem den Regenerationstrieb (Johannistrieb) nach Entlaubung der Eiche durch den Schwammspinner betrifft.
- Bei der Buche sind dies holzbrütende und unter Rinde brütende Schadinsekten, wie beispielsweise der kleine Buchenborkenkäfer.
- Beim Ahorn treten die Ahornrussrindenkrankheit und weitere Pilzerkrankungen auf.
- Die Kiefer leidet zudem am Diplodiatriebsterben und nachfolgend sekundären Schadinsekten, wie dem blauen Kiefernprachtkäfer.
Umgang mit der Situation
Es gilt nach dem Extremereignis Trockenheit weiter für einen klimastabilen Waldaufbau zu arbeiten. Das bedeutet, auf ganzer Fläche Mischwälder zu erhalten, oder zu schaffen. Die Voraussetzungen sind in unserer Region sehr gut, denn es wachsen bereits viele verschiedene Laubbaumarten bei uns, darunter auch trockenheitsertragende Arten, wie zum Beispiel die Eiche, der Feldahorn, die Elsbeere, der Speierling, oder die Mehlbeere. Hier kann die Möglichkeit der Naturverjüngung für die neue Waldgeneration genutzt werden. Je nach Ausgangssituation und Alter des Waldes wird die Entwicklung weiter intensiv beobachtet und bei Bedarf gepflanzt und gepflegt, um die Baumartenmischung zu erhalten und zu sichern. In vorsichtigem Umfang werden auch geeignete nicht-heimische Baumarten aus dem mediterranen Klima als Beimischung gepflanzt.
Es wird im Landkreis Würzburg zukünftig Bereiche geben, in denen der reine Walderhalt aus Gründen des Klima- und Bodenschutzes die gemeinsame Herausforderung ist, zum Beispiel auf Kuppen und Hängen. Auch wird die Bewässerung von Neuanpflanzungen an Bedeutung gewinnen.
Konsequenzen für die Waldbesucher
Warnschild Trockenschäden
Die Situation im Wald verändert sich gerade mit der Folge, dass es vermehrt Bereiche im Wald gibt mit stehendem Totholz: Das sind abgestorbene Bäumen, die nicht mehr entnommen werden. Diese Totholz-Anreicherung hat positive Auswirkungen auf die Biodiversität, da viele Pilze und Insekten, und in der Folge auch Vögel und andere Tiere, von diesen zusätzlichen Strukturen profitieren.
Für den Aufenthalt im Wald bedeutet dies jedoch eine deutliche Veränderung der waldtypischen Gefahren. Gab es im regelmäßig gepflegten und durchforsteten Wald bisher eher in wenig zugänglichen Bereichen - alte und noch lebende - Biotop- bzw. Totholzbäume, sind diese nun überall im Wald zu erwarten.
Ausblick
Gemeinsam gilt es, die Wälder durch Waldumbau weiter klimastabil zu machen - differenziert je nach örtlicher Situation - und die Klimaerwärmung zu begrenzen.