Musterbestände zum Waldumbau
Waldumbauweg Markt Wiesentheid
An 8 Stationen wird dargestellt warum die Wälder aufgrund des Klimawandels umgebaut werden müssen und wie im Gemeindewald Wiesentheid konkret vorgegangen wurde und wird. Auch die Ansprechpartner von der Forstverwaltung mit ihrem Beratungs- und Förderangebot werden dargestellt.
Der Waldumbauweg liegt in der Nähe des Ortsteils Feuerbach im Gemeindewald des Marktes Wiesentheid. Der Wald ist stark vom Nadelholz geprägt (Anteil Kiefer 73%, Fichte 2%), beim Laubholz ist die Eiche am häufigsten vertreten (Anteil Eiche 14%, Rotbuche 2%, Edellaubhölzer 6%, sonstiges Laubholz 3%). Seit einigen Jahren sterben immer mehr Kiefern ab. Der Umbau der Bestände ist schon weit vorangekommen.
Allgemeine Hinweise für Ihren Besuch
Das Betreten der Musterwaldbestände erfolgt auf eigene Gefahr.
Es erfolgen keine Sicherungsmaßnahmen gegenüber typischen Waldgefahren, die sich aus der Natur oder der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergeben.
Vermeiden Sie es, die Bestände während und nach Stürmen oder anderen markanten Wetterlagen zu betreten, da dann eine große Gefahr durch herabfallende Äste oder Baumteile besteht.
Bitte achten Sie auch auf festes Schuhwerk, da es sich um unwegsames Gelände handeln kann und hinterlassen Sie den Wald so, wie Sie sich auch Ihren eigenen Wald wünschen (Müll bitte mitnehmen).
Lageplan und Anfahrtbeschreibung
Von Kleinlangheim SSt 2272 Kleinlangheim - Richtung Wiesentheid, am Ortsende des Wiesentheider Ortsteiles Feuerbach links Richtung Sportplatz abbiegen; nach 200 m Parkplatz am Sportplatz nutzen, von hier beschildert noch 1,5 km zu Fuß zum Start des Waldumbauweges mit den Musterbeständen.
Beispiel Lageplan - BayernAtlas
Flyer zum Waldumbauweg
Flyer für den Waldumbauweg mit den Musterbeständen sind am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, bei der Stadtverwaltung Wiesentheid oder unter folgendem Link erhältlich:
Musterbestand 1: Ältere Kiefern-Eichenbestände
Ausgangslage
- ca. 140-jährige Kiefern-Eichenbestände
- auf Zweischichtböden (Sand über Ton mit z.T. sehr mächtigen Sandauflagen)
- seit 2010 Absterben einiger Alteichen (Eichenkomplexerkrankung nach Schwammspinnerbefall)
- an Kiefer massiver Mistelbefall mit Ausfall der Kiefer
Maßnahme
- Feinerschließung (ist i.d.R. vorhanden)
- Durchforstung, Entnahme kränkelnder und schlechtgeformter, tiefbeasteter Individuen
- Naturverjüngung von Eiche nach Mastjahren
- Zaunbau (bei Naturverjüngung von Eiche nicht nur wegen Verbiß sondern auch wegen Schwarzwild notwendig)
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
- Konkurrenzregelung (Gras, Faulbaum)
- dort wo keine Eichennaturverjüngung aufgeschlagen ist, Einbringung von Mischbaumarten: Winterlinde, Hainbuche, Roteiche, Elsbeere
- am Anfang wurde auch Rotbuche eingebracht, darauf wird mittlerweile verzichtet, da die Rotbuche auf diesem Standort nicht klimastabil sein wird
- Nachbesserung und Zaunkontrolle
Zukünftige Maßnahmen
- Jungpflege, d.h. Mischregulierung zugunsten der eingebrachten Mischbaumarten
- Nachlichten des Altbestandes bzw. Entnahme absterbender Kiefer
Musterbestand 2: jüngere Nadelholzbestände
Ausgangslage
- ca. 45-jähriger Fichten-Kiefernbestand auf Ton mit geringer Sandauflage (Standort ist stark stauwasserbeeinflusst)
- Fichte wurzelt sehr flach und hat eine hohe Windwurfgefährdung, danach Borkenkäferbefall
- Kiefer grobastig und grober Jahrringaufbau
- Keine Laubholzbeimischung
Maßnahme
- Feinerschließung (ist i.d.R. vorhanden)
- Durchforstung mit Förderung vitaler, vorwüchsiger Individuen um die Stabilität zu erhöhen
- Zaunbau (wegen verbissgefährdeter Baumarten notwendig)
- Einbringung von klimatoleranten Mischbaumarten. Eiche, Hainbuche, Winterlinde, Elsbeere, Roteiche, z.T. kommt Eichennaturverjüngung aus Hähersaat
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
- Konkurrenzregelung (Ausgrasen)
- Eventuell Nachbesserung
- Zaunkontrolle, Zaun wilddicht halten
- Nachlichten des Altbestandes, oft Windwurf oder Borkenkäfer
Zukünftige Maßnahmen
- Jungpflege, d.h. Mischungsregulierung zugunsten der eingebrachten Mischbaumarten
- eventuell weiteres Nachlichten des Altbestandes
Zusatzinfos zum Wald Wiesentheid
- Der Wald des Marktes Wiesentheid hat eine Gesamtfläche von rund 280 Hektar
- Baumartenanteile: 73% Kiefer, 2% Fichte, 14% Eiche, 2% Rotbuche, 6% Edellaubbäume (Esche, Ahorn, Kirsche, Linde), 3% sonstige Laubhölzer (Hainbuche)
- Im Zuge der Gemeindegebietsreform in den 1970 Jahren aus den Ortsteilwäldern von Feuerbach, Geesdorf, Reupelsdorf, Untersambach und Wiesentheid entstanden
- Natürliche Waldgesellschaften: mischbaumartenreiche Eichen-Hainbuchenwälder
- Der Wald des Marktes Wiesentheid ist „öffentlicher Wald“ im Sinne des Bayerischen Waldgesetzes; er wird auf der Grundlage von Plänen vorbildlich und nachhaltig bewirtschaftet.
- Holzvorrat: ca. 75 000 Kubikmeter
- jährlicher Zuwachs: ca. 1 700 Kubikmeter
- jährliche Nutzung: 1 500 Kubikmeter
- Der Wald des Marktes Wiesentheid liefert nicht nur den umweltfreundlichen Rohstoff Holz; er prägt auch das fränkische Landschaftsbild, schützt das Wasser und das lokale Klima, ist Erholungsraum für die Bevölkerung und Lebensgrundlage für viele Tier- und Pflanzenarten.
- Die Waldschutzsituation ist seit vielen Jahren angespannt: Die Fichte fällt wegen Windwurf und Borkenkäfer aus, bei der Kiefer tritt massiver Mistelbefall auf, wodurch sie ebenfalls Ausfällt, in Eichenbeständen gibt es seit den 1990 Jahren immer wieder Schwammspinner- und Prozessionsspinnerbefall mit nachfolgender Eichenkomplexerkrankung.
Zusätzliche Informationen zum Waldumbau
Baumarten im Klimawandel
- Jede Baumart hat andere Ansprüche an den Standort (Bodenart, Wasser- und Nährstoffversorgung) und an die klimatischen Bedingungen.
- Vor allem Baumarten, die von Natur aus in kühlen, nordischen (borealen) Zonen (wie z.B. die Kiefer) oder in kühlen und niederschlagsreichen Gebirgsregionen (wie z.B. die Fichte oder Lärche) zu Hause sind, werden vom Klimawandel besonders betroffen sein.
- Ihre Bestände müssen daher mit tiefwurzelnden, wärme und trockenheitsliebenden Baumarten angereichert werden.
- Hierzu eignen sich unter unseren Verhältnissen die Stiel- und Traubeneiche, die Hainbuche, die Elsbeere, der Speierling, die Sommer- und Winterlinde, die Esskastanie sowie der Feldahorn besonders gut. Rotbuche, Wildkirsche, Spitzahorn, Roteiche und Douglasie sind nur auf manchen Standorten geeignet.
Waldumbau - was ist denn das?
- Gleichaltrige, ungemischte, gleichförmige Wälder, wie Fichten- und Kiefernreinbestände oder lichte Eichenwälder, sind durch den Klimawandel besonders gefährdet.
- Der Waldumbau hat daher einen aus vielen wärmeliebenden Baumarten aufgebauten, vielschichtigen Mischwald zum Ziel.
- Sofern im Altbestand genügend klimataugliche Baumarten vorhanden sind, kann der Waldumbau durch natürliche Verjüngung erfolgen; fehlende Mischbaumarten müssen zusätzlich gepflanzt werden.
- Die weitere Entwicklung dieser Jungwüchse ist nur bei angepassten Rehwildbeständen möglich.
- In bereits älteren Beständen werden im Zuge von Durchforstungen klimatolerante Baumarten dadurch gefördert, dass deren stärkste „Bedränger“ entnommen werden.
Wälder im Klimawandel
- Treibhausgase wie CO2 verhindern, dass eingestrahltes Sonnenlicht wieder in den Weltraum zurückgestrahlt wird
- Durch die Verbrennung fossiler Energieträger hat sich die Konzentration dieser Gase deutlich erhöht. Dadurch ist die globale Temperatur seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 um ca. 1,7 Grad angestiegen.
- Vor allem in den Sommermonaten wird es dadurch wärmer und trockener, extreme Witterungsverhältnisse (Stürme, Hitzewellen, Starkniederschläge usw.) nehmen zu.
- Wälder sind als besonders langlebige Ökosysteme von dieser Entwicklung (Windwürfe, Borkenkäferschäden usw.) enorm betroffen.
- Der Klimawandel verläuft so rasch, dass sich die Wälder kurzfristig nicht natürlich anpassen können.