Empfehlungen zur Sortenwahl
Sortenempfehlung Winterungen 2024 für Unterfranken

Parzellen mit noch grünem Getreide auf einem Feld

© Regina Roth

An zwei Standorten (Giebelstadt, Arnstein) werden in Unterfranken in den Landessortenversuchen verschiedenste Kulturen geprüft. Die Ergebnisse führen jedes Jahr zu einer regionalen Empfehlung.

In den Landessortenversuchen werden in jeder Kultur zwei unterschiedliche Stufen geprüft. In Stufe 1 werden die Sorten ohne Wachstumsregler und Fungizid betrachtet. Die Ertragsergebnisse erlauben Aussagen über die Resistenzeigenschaften und Standfestigkeit der Sorten. In Stufe 2 werden die Kulturen ortsüblich behandelt.

Nachfolgend werden die Empfehlungssorten für die Region „fränkische Platten“ - Herbst 2024 beschrieben. Die genauen Ertragsergebnisse sowie Sortenbeschreibungen finden Sie in Dokument.

Sortenvorstellung Unterfranken – Herbst 2024 pdf 441 KB

Zweizeilige Wintergerste

  • Almut (I.G.-Pflanzenzucht):
    Als mehrjährig bewährte Sorte überzeugt Almut durch ein hohes TKG und stabile überdurchschnittliche Erträge. Sie reift mit guter Strohstabilität und stabilen Ähren recht früh ab Die Resistenz gegen Rynchsporium ist gut.
  • Arthene (I.G.-Pflanzenzucht):
    Auf sehr hohem Ertragsniveau in diesem Jahr (auch mehrjährig Relativerträge über 100) bewegt sich Arthene. Die beste Strohstabilität gepaart mit sehr guter Kornqualität machen sie zu einer hoch anbauwürdigen Sorte. In der Reife ist sie etwas später und auf Mehltau ist zu achten.
  • KWS Tardis (KWS):
    Mehrjährig und auch dieses Jahr zeigt die Sorte ansprechende Erträge. In der Strohstabilität und der Standfestigkeit ist die Sorte gut und im Blatt ist sie gesund. Bei der Kornqualität bewegt sie sich auf einem sehr hohen Niveau ähnlich wie Arthene.

Sorten mit begrenzter Empfehlung:

  • KWS Donau (KWS):
    Als Alternative zu KWS Somerset punktet die Sorte mit sehr guten Vollgerstenanteilen sowie Mälzungs- und Braueigenschaften, die überzeugend sind. Ertraglich müssen bei der Winterbraugerste leichte Abstriche zum Sortimentsmittel gemacht werden.
  • Valerie (LG):
    Valerie überzeugt im Anbau in Gebieten mit durchbrochenen Resistenzen des Gerstengelbmosaikvirus. Sie ist mit einer Resistenz gegen Typ 1, Typ 2 und das Milde Mosaikvirus ausgestattet. Sie erhielt in der Region eine begrenzte Empfehlung nur für Standorte mit durchbrochenen Resistenzen gegen BaYMV.
    Die Ertragsleistung ist auch wegen der hohen Resistenzausstattung schwach.

Mehrzeilige Wintergerste

  • KWS Higgins (KWS):
    KWS Higgins zeigt zunehmende Krankheitsanfälligkeit und liefert ein- und mehrjährig nur unterdurchschnittliche Erträge. Die Sorte zeigt eine durchschnittliche Standfestigkeit, geringer Neigung zum Ährenknicken bei leicht erhöhtem Halmknicken.
  • Esprit (DSV):
    Esprit liefert mehrjährige Erträge um die 100 relativ, in diesem Jahr in Rudolzhofen in Stufe 2 sogar 107 relativ. Die Sorte zeigt sich jedoch etwas standfester und strohstabiler als KWS Higgins. Auch bei den Blattkrankheiten ist die Sorte etwas robuster bei vergleichbarer Kornqualität.

Sorte mit begrenzter Empfehlung:

  • SU Midnight (Saaten-Union):
    Begrenzte Empfehlung nur für Standorte mit durchbrochenen Resistenzen gegen BaYMV. Der Ertrag der Sorte ist leicht unterdurchschnittlich. Mehrjährig erzielt sie im Vergleich zum Sortiment der mehrzeiligen Wintergersten Relativerträge von 94 %.
Winterweizen

E-Weizen:

  • Axioma (BayWa):
    Die Sorte zeichnet sich durch Bestnoten in Proteingehalt, Sedimentation und Backvolumen aus. Sie hat gute Resistenzen gegen Mehltau, Blattseptoria, DTR, Gelbrost und Braunrost sowie eine geringe Fusariumanfälligkeit. Sie ist ein mittelfrüher Kompensationstyp mit sehr guter Strohstabilität, allerdings schwächerer Winterhärte. Im Ertrag müssen Abstriche in Kauf genommen werden. Aufgrund seiner besten Qualität sollte ein höherer Preis vertraglich abgesichert werden.
  • KWS Emerick (KWS):
    KWS Emerick ist eine ertragreiche E-Weizensorte, die jedoch in diesem Jahr in Arnstein und Giebelstadt unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Die Standfestigkeit ist mittel bis gut, die Resistenzen gegen alle relevanten Blatt- und Ährenkrankheiten sind überdurchschnittlich. Bei Auswinterungsversuchen zeigt die Sorte eine gute Winterhärte. Für einen E-Weizen sind die Rohprotein-Werte wegen des Verdünnungseffektes bei hohem Ertrag knapp.
  • Exsal (DSV):
    Exsal ist eine neuere begrannte E-Weizensorte, die auch in diesem Jahr sehr gute Erträge hervorgebracht hat. Vor allem bei weniger Pflanzenschutzeinsatz bringt sie gute Erträge. Die Rohproteingehalte liegen unter KWS Emerick, weshalb die Sorte als A-Weizen vermarktet werden kann. Sie hat insgesamt gute agronomische Eigenschaften. Die Sorte reagiert jedoch stark auf den Wachstumsreglereinsatz, weshalb dieser nicht eingesetzt werden sollte. Schwächen bei der Winterhärte sind bei der Standortwahl zu berücksichtigen. Die Sorte ist resistent gegen die Orangerote Weizengallmücke

A-Weizen:

  • Asory (Secobra):
    Asory bringt mehrjährig hohe Erträge, besonders gut schneidet die Sorte aber im Vergleich auf Trockenstandorten ab, deswegen sind die Ergebnisse aus 2024 in Schraudenbach und Giebelstadt nur unterdurchschnittlich. Im Blatt und in der Ähre ist die Sorte gesund mit Ausnahme von DTR. Auswinterungsversuche zeigen eine mittlere bis gute Winterhärte. Für einen A-Weizen sind die Rohprotein-Werte wegen des Verdünnungseffektes bei hohem Ertrag knapp. Allerdings besitzt die Sorte ein herausragendes Backvolumen und andere gute Verarbeitungseigenschaften, so dass verarbeitungstechnisch der Rohproteingehalt in den Hintergrund tritt. Auch kann die Sorte die Fallzahlen gut halten. Auf das „weichere Stroh“ verbunden mit einer schwächeren Standfestigkeit ist zu achten.
  • Foxx (I.G.Pflanzenzucht):
    Foxx ist ein längerer, begrannter A-Weizen mit früherer Reife. In unserem Gebiet zeigt er in diesem Jahr, wie auch vergangenes Jahr schwächere Erträge. Die höheren Rohproteingehalte und eine sehr gute Fallzahlstabilität sind positive Eigenschaften. Er besitzt eine mittlere Standfestigkeit, sowie eine durchschnittliche Blattgesundheit mit einer Schwäche im Braunrost. Im Versuch kam es vor allem in Stufe 1 zu starkem Lager. Die Winterhärte ist ausreichend.
  • LG Character (LG):
    LG Character ist ein ertraglich noch durchschnittlicher A-Weizen jedoch mit zunehmenden Schwächen bei der Blattgesundheit. Er ist spätreif bei einer guten Fallzahlstabilität, kann also das Erntefenster nach hinten erweitern. Die Sorte ist resistent gegenüber der Orangeroten Weizengallmücke. Bei Auswinterungsversuchen zeigt die Sorte größere Schäden.
  • SU Jonte (Saaten-Union):
    SU Jonte zeigte auch heuer in Giebelstadt und Schraudenbach wieder sehr hohe Erträge. Die Sorte eignet sich aufgrund der Halmbruchresistenz, guten Standfestigkeit, Blattgesundheit und geringeren Anfälligkeit gegenüber Fusarium sehr gut für unsere Region. Des Weiteren eignet sich die Sorte als Stoppelweizen.
  • LG Optimist (LG):
    LG Optimist zeigt ein hohes Ertragsniveau, wobei dieses Jahr deutliche Einbußen in Kauf genommen werden mussten. Er ist in der Standfestigkeit mit mittel bis schlecht eingestuft. Im Rohprotein ist die Sorte schwächer, wodurch eher auch im B-Segment eingestuft werden könnte. Die Resistenz gegenüber Braunrost, sowie auch Gelbrost ist gut bis sehr gut.
  • Akzent (LG/Breun):
    Akzent ist ein langstrohiger A-Weizen, auf Lager ist daher zu achten. In der mehrjährigen Verrechnung ist die Sorte noch durchschnittlich im Ertrag in unserem Gebiet. Sowohl in Giebelstadt als auch in Schraudenbach lagen die Erträge in diesem Jahr jedoch bei relativ um 90%. Die Sorte ist halmbruchresistent bei guter Blattgesundheit und geringer Fusariumanfälligkeit. Gegenüber Gelbrost nimmt die Anfälligkeit zu. Bei Auswinterungsversuchen schneidet die Sorte schwächer ab.

B-Weizen:

  • Campesino (Secobra):
    Campesino ist eine ertragreiche B-Weizensorte bei mittlerer Reife. In Schraudenbach hat er Höchsterträge in diesem Jahr geliefert. Sie ist kurz, gut standfest bei guter Blattgesundheit. Im Gelbrost nimmt die Anfälligkeit gegenüber den neuen Rassen jedoch deutlich zu. Die Sorte ist halmbruchresistent und in Fusarium zumindest mittel bis gut. Aufgrund seiner sehr hohen Erträge sind die Rohproteingehalte sehr gering.
  • Chevignon (Hauptsaaten):
    Chevignon als Sorte mit EU-Zulassung wurde bei uns mittlerweile mehrjährig im LSV getestet. In seiner Qualität ist er als B-Weizen einzuordnen mit guten Erträgen. Hervorzuheben ist seine frühere Reife mit guter Blattgesundheit mit Ausnahme von DTR. In der Standfestigkeit zeigt er Schwächen, die Fusariumanfälligkeit ist mittel.
  • KWS Mintum (KWS):
    KWS Mintum hat in diesem Jahr im Ertrag eingebüßt, mehrjährig drischt er aber überdurchschnittlich. Der B-Weizen weist nur eine mittlere Standfestigkeit auf, überzeugt aber durch gute Resistenzen gegenüber Gelbrost und Braunrost. Eine Schwäche hat er bei DTR.

C-Weizen:

  • KWS Keitum (KWS):
    KWS Keitum weist in unserem Anbaugebiet weiterhin stabil hohe Erträge auf. Die Resistenzen gegen Blatt- und Fußkrankheiten sind gut, so dass die Sorte auch als Stoppelweizen geeignet ist. Gegen Fusarium ist sie mittel eingestuft. Abstriche sind in der Qualität zu verzeichnen mit geringen Fallzahlstabilitäten und sehr geringen Rohproteingehalten. Auf die geringere Standfestigkeit und Winterhärte ist zu achten.

Dinkel:

  • Badensonne (Hauptsaaten):
    Badensonne zeigte in diesem Jahr Ertragsschwächen in Stufe 1, was auf die Braunrost und Mehltauanfälligkeit zurückzuführen ist. Trotz seiner wuchtigen Pflanzenlänge und der Lageranfälligkeit, bringt die Sorte in Stufe 2 aber durchschnittliche Erträge bei guter Kernausbeute.
  • Albertino (Alter-Seeds):
    Auch Albertino zeigte aufgrund von Mehltau und Braunrost Erträgsschwächen in Stufe 1,. konnte aber trotz Lager sehr hohe Erträge erzielen. In den Vorjahren waren die Erträge überdurchschnittlich. Auch bei der Kernausbeute und den Backeigenschaften zeigt Albertino positive Eigenschaften. In Jahren mit Lagerdruck ist die Sorte jedoch massiv einzukürzen.
  • Zollernfit (Saaten-Union):
    Zollernfit hat im ersten Versuchsjahr, aber auch dieses Jahr sehr gut gedroschen, in den letzten beiden Jahren durchschnittlich. Hervorzuheben ist ihr kurzer Wuchs verbunden mit einer sehr guten Standfestigkeit. Gegen Braunrost ist die Sorte gut, bei Septoria tritici hat sie Schwächen. In der Verarbeitung zeigt die Sorte gute Qualitäten.

Wintertriticale:

  • Lombardo (Syngenta):
    Lombardo zeigt über die Jahre stabile Erträge. Er ist kurz, ausreichend standfest und für alle Regionen und Saattermine geeignet. Die Anfälligkeit für Blattkrankheiten ist zunehmend, v.a. für Braunrost jedoch sehr hoch. Gegen Fusarium ist die Sorte mittel eingestuft. Die Sorte ist im Sortiment am winterhärtesten.
  • Cedrico (Syngenta):
    Über die Prüfungsjahre besitzt Cedrico ein hohes Ertragspotential. Hervorstechend bei der Sorte aber ist vor allem sein geringer DON-Gehalt. Zudem ist die Sorte gesund gegen die meisten Blattkrankheiten, allerdings muss auf Mehltau geachtet werden. Die Standfestigkeit ist gut.
  • Ramdam (LG):
    Die Sorte zeigt sich über die Jahre leicht unterdurchschnittlich im Ertrag, als langwüchsige Sorte mit ausreichender Standfestigkeit eignet sie sich jedoch auch zum Ganzpflanzensilageanbau. Hier muss sie sich aber mit leistungsstärkeren Sorten messen. Die Sorte ist im Blatt gesund, zeigt aber mittlere DON-Gehalte.
  • Rivolt (Secobra):
    Rivolt zeigte dieses Jahr in Schraudenbach wieder gute Erträge. Bei mittlerer Wuchshöhe ist die Standfestigkeit durchschnittlich. Im Blatt ist die Sorte mit Ausnahme von Gelbrost gesund und bei den DON-Gehalten niedrig.

Winterroggen:

  • KWS Serafino (KWS):
    Die Sorte bringt durchschnittliche Erträge sowohl dieses Jahr als auch mehrjährig. Die Mutterkornanfälligkeit als wichtiges Kriterium ist mit BSA-Note 3 positiv hervorzuheben. In den Versuchen gehört sie zu den lageranfälligeren Sorten mit stärkerer Neigung zu Halmknicken.
  • KWS Tutor (KWS):
    Die Sorte zählt mit unterdurchschnittlichen Relativerträgen zu den ertragsschwächsten Hybriden. Überzeugen kann sie dagegen mit ihrer geringen Mutterkornanfälligkeit. Ihre Standfestigkeit liegt im schwächeren, die Resistenz gegen Rhynchosporium im besseren Bereich.
  • SU Bebop:
    Die Populationssorte SU Bebop präsentiert sich mit Relativerträgen um 85% naturgemäß ertragsschwächer. Ihre Fallzahlen und Amylogrammwerte liegen im niedrigeren Bereich. Die Fallzahlstabilität ist unterdurchschnittlich. Der längerstrohige Roggen besitzt eine mittlere Standfestigkeit. Günstig sind seine geringe Anfälligkeit für Mutterkorn sowie die mittlere bis gute Braunrostresistenz.